Kurz-Chronik des St. Michael Chor Sonthofen.
Es gab wohl keinen Stand, von dem man so wenig Vorbereitung für seinen Beruf forderte und der daher in früheren Zeiten mit einer solchen Geringschätzung bei hoch und nieder angesehen wurde wie der Lehrerstand. Keiner hatte infolgedessen auch mit solchen Nahrungssorgen zu kämpfen wie gerade dieser.“ Um hier Wandel zu schaffen, verband man auch im Hochstift Augsburg in den meisten Pfarreien aufgrund der Vorschriften des Trienter Konzils(1542-1563) den Schuldienst mit dem Mesnerdienst, der mehr eintrug als das Schulhalten. In Sonthofen war jedoch der Mesnerdienst vom Schuldienst getrennt, so daß der Schulmeister hier nichts mit den Obliegenheiten eines Mesners zu tun hatte. Dagegen war mit dem Schuldienst die Tätigkeit des Lehrers auf dem Kirchenchor verbunden. Er musste daher singen können, oft allein im Wechselgesang mit dem Pfarrer am Altar oder als Chorleiter, wobei der Chor übrigens in Sonthofen nie mehr als höchstens acht Mann stark war, oft viel weniger. Besonderen Wert legte man darauf, dass er im -Orgelschlagen- ausgebildet war. Man konnte also in Sonthofen nur einen musikalischen Schulmeister haben. Die Bewerber um die Schulstelle heben denn auch in ihren Gesuchen stets ihre Befähigung auf dem Gebiete der Musik hervor. Der trostlose Zustand des Hochstifts Augsburg nach dem schrecklichen 30jährigen Krieg (1618-48) wirkte noch lange nach und hatte für die Volksbildung und deren Vertreter, die Lehrer, wenig übrig. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts tauchen wieder Namen von Schulmeistern in Sonthofen auf. Zu den ältesten, die wir kennen, gehören: Die beiden MARTINIDES, Vater und Sohn, einem kraftvollen Geschlecht entstammend. (Aus der Chronik: Sonthofen im Wandel der Zeit)
Die Wurzeln des St. Michael Chor reichen nach den Unterlagen des Archivs der Pfarrei St. Michael und der Stadt Sonthofen bis ins Jahr 1722 zurück. Auf der Rückwand des Altares der St. Margaretha Kapelle im Ortsteil Margarethen sind die Namen der damaligen Sonthofer Schulmeister und Organisten der Pfarrei St. Michael von 1722 bis 1815 aufgeführt. Martinides Georg Vatter bis 1722, Martinides Georg Sohn bis 1756, Sonntag bis 1763, Florian Schweighofen bis 1776, Geiger bis 1781, Ignatz Ambros Amma bis 1792, Franz Alois Harlacher bis 1798. Hier ein Auszug aus der Chronik vom Pfarrer Franz Ritter, (Pfarrer von 1922 – 1931 in Sonthofen). Mit dem Schuldienst war stets der Organistendienst vereinigt. 1746 wurde eine neue Orgel auf der oberen Emporkirche errichtet. 1758 stiftete Johann Mößmang von Sonthofen laut Testament Nr. 12 eine Summe von 100 Gulden zur Abrichtung von Kindern in der Musik. Lehrer Amma sagt in einem Rechtfertigungsschreiben, dass Lehrer Georg Martinides (gest. 1756) den Choral mit vier bis fünf Personen sang und an den höchsten Festtagen die kleine Messe von Königsberger, Lehrer Sonntag aber die Messe von Hirschberger. Amma selbst unterrichtete 10 Personen in Orgel, Violon und Singen von 10 Messen besserer Tonsetzer (Brixi, Kraus, Cosetti), so dass, wie er sagt, seine Musik auf dem Lande umher als die beste gälte; er bezieht als Organist ein Gehalt von 117 1/2 Gulden. 1792 bestätigt sein Nachfolger Franz Alois Harlacher das Inventarium und stellt noch zur Verfügung ihm gehörige Musikalien (Messen von Dreyer, ein Requiem von demselben, sechs Tantum-ergo, Laueher-Vesper-Hymnen samt Tedeum und VeniSpiritus). Auch in der Folgezeit wurde die Kirchenmusik in Sonthofen eifrig gepflegt, sowohl Vokal- wie Instrumentalmusik. 1822 wurde eine neue Orgel mit 18 Registern aufgestellt Zur Instrumentalmusik wurden verwendet, Kompositionen von Führer, Drobisch, Hahn, Schnabel, Horak, Aiblinger, Kempter, Witzka und Mettenleiter. Als Vokalmusik wurden aufgeführt (für gemischte Stimmen) Messe von Zwyssig, Schweizer, Bender, Mettenleiter, Hasler, Stehle und Witt; Vespern von Ett und Stehle; für Männerstimmen: Werke von Rampis, Horak, Ett, Führer und Haslinger. Nach einem Bericht des Pfarrers Singer vom Jahre 1872, 14. Oktober, wirkte ein Sängerchor mit fünf Sopran-, vier Alt, drei Tenor- und drei Baßstimmen. Dann ein Streichquartett, eine Flöte, zwei Klarinetten, 2 Horn, 2 Trompeten und Pauken. Besondere Verdienste um die Kirchenmusik im Sinne des CäzilienVereins erwarb sich der Lehrer und Chorregent Wendelin Niederwieser. Er erteilte Gesangunterricht an Kinder (wöchentlich drei Stunden, während der Ferienzeit täglich) und hielt wenigstens eine Gesangsprobe wöchentlich mit den geschulten Sängern. Die Kirchenmusiker erhielten jährlich ein Honorar von 22 Gulden und 10 Gulden von der Gemeinde, bei bestellten Ämtern 12 Kreuzer. Der Volksgesang wurde in der Schule eifrig gepflegt. Für Sonthofen und Umgebung hatte sich ein Cäzilien- Verein gebildet, der damals 35 Mitglieder zählte, wovon 10 in Sonthofen wohnten. 1894 wurde eine neue Orgel von Steinmeyer um 8.900 Mark aufgestellt. Als Chorregenten wirkten ferner im gleichen Sinne die Lehrer Lutz und Kappelmeyer, Seilermeister Krautheim (seit 1920; gest. 1926) und Organist Ludwig Mayer. 1914-1918 auch in den Jahren des 1. Weltkrieges war der Kirchenchor aktiv. Das bestätigt die Mitliedschaft von damals zwei weiblichen Kirchenchormitgliedern, die 1974 für 60jährige aktive Mitgliedschaft geehrt wurden. Außerdem gibt es noch einen Beschluss der Kirchenverwaltung von 1953 (also 1903), dass zum Ableben einer Frau Barth als Anerkennung für 50jährige Mitgliedschaft zum Kirchenchor eine Kranzspende sowie die Lesung einer hl. Messe zu genehmigen ist. Seit dem 15.8.1926 ist die Kirchenmusik in die Hand von Otto Gogl gelegt, der an der Kirchenmusikschule Regensburg vorgebildet ist. Er bringt die Werke von alten und neuen Meistem zur Aufführung (Filke, Griesbacher, Goller, Pembauer). Mit Unterstützung des Gemeinderates leitet er eine Singschule von 60 Kindern. Chor und Orchester zeigten dann bald bekannte gute Leistungen. (Hier endet die Chronik von Pfarrer Ritter) 1941 im Oktober Orgelweihe in der Michaelskirche mit Arthur Pichler, Orgelsachverständiger und dem Kirchenchor. 1945 am Sonntag, 29. April erfolgte ein Bombenangriff auf die Stadt Sonthofen. Dabei wurde die katholische Pfarrkirche St. Michael mitten im Gottesdienst getroffen und weitgehend zerstört. Ein Kind eines Kirchenchormitglieds –der Kirchenchor sang auch über die Kriegsjahre und auch an diesem Sonntag auf der Empore – sah durch ein Westfenster mehrer Flugzeuge heranfliegen, schlug Alarm und rettete so wahrscheinlich sehr viele Kirchenbesucher das Leben. Denn der anwesende Pfarrer sagte zu den Gläubigen, dass sie sich sofort an die Wände der Kirche stellen sollten. Das Dach stürzte ein und so gab es zwar mehrer Schwerstverletzte, aber keine Toten. 1950 gründete Otto Gogl die Gesellschaft „Freunde der Musik“. Er arbeitet als hauptamtlicher Organist und Chorleiter bis zum 1. Oktober 1974. Herr Gogl hat 48 Jahre lang Chor und Orchester von St. Michael in vorbildlicher Weise geleitet, den Dienst des Organisten versehen und sich außerdem um das Musikleben von Sonthofen und dem Oberallgäu hochverdient gemacht. 48 Jahre arbeitete er für die Kirche und die Öffentlichkeit. Dafür wurde er am 10. November 1974 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Am 30.Oktober 1976 verstarb Kirchenmusikdirektor Otto Gogl. 1974 tritt Richard Waldmüller als Nachfolger an und ist hauptamtlicher Kirchenmusikdirektor und leitet den St. Michael-Chor bis 1983. Im Jahre 1975 vereinte Richard Waldmüller das Kirchenorchester Sonthofen, das Kreislehrerorchester und den Orchesterverein Immenstadt zur „Oberallgäuer Orchestervereinigung“. 1983 wird Chordirektor Heinrich Liebherr Nachfolger von Richard Waldmüller. Bis heute leitet der rührige Kirchenmusikdirektor und Dekanatskantor der Dekanate Kempten und Sonthofen den Sankt-Michael-Chor Sonthofen und die Orchestervereinigung Oberallgäu und ist für alle Belange der Kirchenmusik in der Pfarrei St. Michael zuständig.